Erstklässler bei der Gesichtsmaske: Damit nichts verrutscht, muss man ganz ruhig liegenbleiben.
„Wer hat schon einmal eine Gurkenmaske gehabt?“ Schulsozialarbeiterin Tanja Rock muss nicht lange auf eine Antwort warten. Die Erstklässler verneinen alle. Zu siebt knien sie am Boden im obersten, neu hergerichteten Raum im Chillix, auf bequemen Matten, im Hintergrund läuft Entspannungsmusik.
Gurkenscheiben werden verteilt, ein Löffel Quark wird auf die Wangen geschmiert. „Der Quark ist gut für eure Haut“, klärt Rock die Kinder auf, „legt Euch jetzt hin, schließt die Augen, denkt an etwas Schönes und versucht, die Stille zu genießen.“ Die Kinder machen erstaunlich gut mit. „Fühlt sich kalt an“, findet Maximilian, „aber irgendwie auch cool.“ Innerhalb weniger Minuten liegen alle auf dem Rücken und es wird allmählich still.
Maximilian beim Traumfänger basteln
Heute ist Wellness-Tag für die Erstklässler.
Die Schulsozialarbeiterin hatte im Frühjahr, gemeinsam mit der pädagogischen Assistentin Melis Hörmann, die Idee dazu. „Weil die Kinder in der Corona-Zeit sehr gelitten haben, wollten wir ihnen mal etwas Entspannung bieten“, sagt Hörmann. Außerhalb der Schule sollte das Ganze stattfinden.
Gesichtsmasken sind nur ein Teil
Räume dafür waren mit dem Chillix, dem Kinder- und Jugendzentrum der katholischen Kirchengemeinde St. Martin am Marienplatz, schnell gefunden, und Pastoralreferent Benjamin Sigg und Jugendrefernet Dennis Hemer gleich überzeugt. „Wir freuen uns immer über die Vernetzung mit anderen Organisationen, jetzt sind es eben die Schulen“, so Hemer, „und morgens stehen die Räume ja eh leer.“
Für Sigg ist klar: „Kirchliche Jugendarbeit ist schließlich mehr als Gottesdienst, und wenn die Kinder in zwei Jahren noch wissen, dass sie eine positive Erfahrung mit Kirche gemacht haben, dann ist das doch gut.“
Die Gesichtsmasken im oberen Stock sind an diesem Schulvormittag nur ein Teil. In anderen Räumen werden Traumfänger mit Makramee gebastelt, gibt es Massagen oder die Fingernägel werden lackiert, es wird gemalt oder es werden Meditationsgeschichten vorgelesen.
Wahrnehmungsschulung, wie zum Beispiel mit geschlossenen Augen draußen an einem großen Seil laufen, gehört auch dazu, genau wie gemeinsames Frühstück und Mittagessen. Oder ein Handpeeling.
Kopfmassage ist der Renner
Der Renner ist aber die Kopfmassage. „Es ist ganz erstaunlich, was da so passiert“, berichtet Tanja Rock, „wir staunen selber, besonders Jungs können da richtig loslassen.“ In kleinen Gruppen können die Schülerinnen und Schüler entspannen. „Und eben auch außerhalb der Schule, in anderem Kontexten, mal zusammen gemeinsame Zeit verbringen“, wie es die Erstklasslehrerin Anna Broger ausdrückt.
„Zusammen lachen, was erleben, das stärkt die Klassengemeinschaft ungemein.“ Und nicht zuletzt die Beziehung zwischen Lehrerin und Schüler. „Wir staunen selbst, wie sich so manches Kind hier zeigt.“
Auch für die Pädagoginnen sind diese Stunden ungemein wichtig. „Hier ist maskenlose Zeit und die Kinder können sich auch mal richtig kennenlernen – und zwar ohne Maske.“ Das Angebot zieht sich über mehrere Wochen, weil alle Klassen einmal drankommen wollen. Jeweils mittwochs ist das Chillix dafür reserviert.
Erstklässler sind begeistert
„Bisher fanden es alle super“, sagen sie. Eventuell werden solche Aktionen auf andere Schulen oder Organisationen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, ausgebaut. Sigg und Hemer sind jedenfalls offen für alles, auch für andere Ideen und Projekte.
„Mit der Realschule sind Orientierungstage geplant“, erzählt Sigg und verweist auf das Mutmacher-Projekt, das Jugendarbeit fördert und vor Ort stärkt, „da könnte noch viel passieren.“ Die Erstklässler sind jedenfalls vom Wellness-Tag begeistert. „Es wäre super, wenn das jede Woche wäre“, sagt Selim, der vor allem die reinen Wellness-Angebote gut fand – „das mit der Gurke und das mit dem Kopf“ hat ihm am besten gefallen.